Deutsch
2020 11 05
Wie waren meine ersten drei Wochen in Jena?
Ich bin im Himmel.
Sowohl in Bezug auf die Arbeit als auch auf die menschlichen Beziehungen.
Natürlich hat das Projekt, an dem ich arbeite, viele Unterschiede zu jedem Job. Aber zumindest habe ich genug Informationen, um eine Einschätzung des akademischen Umfelds vorzunehmen.
Lassen Sie mich zuerst über die menschlichen Beziehungen sprechen. Jeder ist ausnahmslos respektvoll miteinander. Dies hängt natürlich auch mit der geringen Bevölkerungsdichte auch in der Innenstadt zusammen. Aber wenn Sie darin leben, erkennen Sie, dass es nicht nur um die Bevölkerungsdichte geht. Wenn Sie die Straße entlang gehen, einkaufen gehen, sich treffen und unterhalten, einen Fehler machen, eine Frage stellen oder um etwas bitten, begegnen Sie nur Respekt. Weil jeder erkennt, dass jeder respektiert wird, wenn jeder die andere Person respektiert. Sie respektieren alle anderen Menschen, Tiere und anderen Wesen für ihre Freiheit und ihr ehrwürdiges Selbst. Natürlich bin ich auf andere Situationen gestoßen, aber ich werde hier nicht darüber sprechen. Weil Respekt einen so großen Platz in der Kommunikation einnimmt, dass es keinen Sinn macht, auf jene Erfahrungen zu verweisen, über die ich nicht sprechen werde.
Ich blieb versehentlich mitten auf dem Bürgersteig stehen und tippte die Nachricht auf mein Telefon. Ich habe das Fahrrad nicht kommen sehen. Die Fahrradfahrerin sieht mich im letzten Moment. Sie sagt "Entschuldigung" und lächelt, und ich lächle und sage "Entschuldigung". Das ist es. Also ja, das ist normal, ich weiß. Aber ich habe diese Mitteilung verpasst, dass es sich für mich wie im Himmel anfühlt.
Oder lassen Sie mich sagen, Sie brauchen ein Busticket. Sie benutzen den Automaten nicht gern, also betreten Sie das Büro und verkaufen Tickets. Sie werden sofort mit einem "Willkommensgesicht" begrüßt. Wie schön ist es nicht? Es ist eigentlich ganz normal, aber hier ist es ... Das gleiche gilt für jeden Punkt, an dem Sie einkaufen. Auch wenn der Kassierer aufgrund des vollen Terminkalenders nicht lächeln kann, schaut er Ihnen immer ins Gesicht und sagt Hallo. Auch in Filialisten.
Wenn Sie aus Istanbul kommen, erweitert sich Ihr persönlicher Raum so sehr, dass Sie anfangen, bequem zu denken. Ich muss mir keine Sorgen machen, Dinge so schnell wie möglich zu tun. Auf jeden Fall wird alles pünktlich erledigt.
All diese Dinge, die ich gezählt und geschrieben habe, gelten auch für das akademische Arbeitsumfeld. Alles ist geplant, spezifisch. Es gibt keinen Raum für viele Überraschungen. Natürlich gibt es spontane Entwicklungen, die das Leben mit sich bringt. Sie bringen auch Spannung und Möglichkeiten zusammen. In jedem Fall sind die Reaktionen der Menschen nicht extrem. Sie können es wirklich schaffen, normal zu sein, und ich denke, es ist okay. Warum kann ich den Menschen in der Türkei diese Situation nicht erklären (wie man normal ist)?
Hier verwalte ich meine Zeit selbst als Postdoktorand. Ich habe entschieden, was ich in diesen drei Wochen tun und was nicht. Ich entschied, was ich in all meiner Arbeit priorisieren würde.
Ab heute lerne ich die Methode der Systemdynamik sowohl durch Lesen als auch durch Anwenden. Ich hatte die Lektüre über mein Projekt vorher vorbereitet, aber es war kompliziert. Ich habe alles arrangiert. Am 2. Dezember werde ich einen Vortrag darüber halten, wer ich bin, was ich getan habe und was ich in meinem aktuellen Projekt erforschen werde.
Ich werde viel komfortabler arbeiten, wenn wir ab Dezember in das andere Gästehaus ziehen. Ich sehe, dass meine Leistung auf das höchste Niveau aller Zeiten steigt und Artikel nacheinander erscheinen. Ich denke, 2020 wird für die meisten das Jahr des Rückwärtsgehens sein, während es für mich als großer Schritt nach vorne geschlossen wird. 2021 hingegen scheint ein Jahr zu sein, in dem ich meiner Tätigkeit als außerordentlicher Professor einen Schritt näher kommen und mich für meine Bemühungen in den letzten zehn Jahren ausgezahlt habe.